Hietzing: Neuerliche Rodungen im Naturschutzgebiet „Stadtwald Küniglberg“

Ende Februar 2021 wurden im Stadtwald Küniglberg 44 Bäume gerodet. Die Bevölkerung erfuhr davon – wie bei zwei vorangegangenen Rodungswellen zuvor (2002 und 2015) – viel zu spät. Für Empörung sorgt vor allem, dass nach den jüngsten Baumschnitten kein einziger Baum nachgepflanzt werden soll! Entsetzen löste auch die Entfernung von Sträuchern aus, die bisher der Vogelbrut und als wichtiger Sichtschutz einer angrenzenden Kleingarten-Anlage dienten. Die Sorge wächst, dass dieser vielschichtige Stadtwald mit seine Naturverjüngungs-Flächen scheibchenweise zu einem “gesäuberten“ Park mit pflegeleichten Kleinbäumen umgewandelt werden soll. Bereits jetzt sind durch wiederholte Fällungen große Lücken im Bestand erkennbar – somit steigt auch die Gefahr von Hitzebelastung, zusätzlicher Austrocknung und von Sturmschäden! Scharfe Kritik wird neuerlich an der Auswahl geübt – bei den jüngsten Fällungen sollen bei einigen Bäumen weder Schäden noch Überalterung festgestellt worden sein.

Nachpflanzngen nach Rodung 2015 teilweise vernachlässigt

Im Dezember 2015 wurde mit schwerem Forstgerät gerodet – die massiven Flurschäden sind bis heute zu sehen. Nach zahlreichen Protesten gab es im Frühjahr 2016 weit über 100 Nachpflanzungen. Diese befinden sich bei näherer Betrachtung in teils schlechtem Zustand – sh. Fotos. Die Gründe sind – wie so oft in Wien: Trockenschäden mangels Bewässerung, vermutete Salzstreuung entlang einiger asphaltierter Wege, Stamm- und Wurzelverletzungen durch Freischneidegeräte (Rasentrimmer), eingewachsene Fixierungen sowie kümmerlicher Wuchs durch falsche Standortwahl.

Nachpflanzngen 2016 – viele offene Fragen:

  • Wie viele Jungbäume wurden damals gesetzt und welche Arten?
  • Gibt es einen Übersichts- und Pflegeplan?
  • Sind noch alle Nachpflanzungen vorhanden?
  • Wer ist für die Pflege und Kontrolle dieser Jungbäume zuständig?

2021: Bevölkerung fordert mehr Transparenz, sofortige Nachpflanzungen und professionelle Pflege!

Die gesammelten Fragen der AnrainerInnen an das Stadtgartenamt (MA42) und an das Forstamt der Stadt Wien (MA49) blieben nach den jüngsten Rodungen und bis dato großteils unbeantwortet:

  • Welche Baumschäden bzw. Baumkrankheiten wurden wie festgestellt?
  • Sind die Eschen unmittelbar vom Eschentriebsterben betroffen, oder wurden/werden sie präventiv entfernt?
  • Hat es von den 44 Bäumen Astbrüche gegeben? Wenn ja, unter welchen Umständen?
  • Wurden bei den 44 vor den Fällungen Zugtests etc. durchgeführt (Stamm-Standfestigkeitstest)?
  • Welcher Verwendung wird das anfallende Holz zugeführt?
  • Welche Baumarten werden mit welchem Substrat neu gepflanzt?
  • Kann bei den Neupflanzungen – insbesondere in einem naturnahmen Stadtwald – auf die Kunststoffplastik-Gießrohre verzichtet werden, die nach bisherigen Erkenntnissen als Plastikmüll (Mikroplastik) im Boden verbleiben?
  • Wird bedacht, dass jeder großkronige Baum ein wertvoller CO2 Speicher, Kleinklimaregler und Biotop ist?
  • Große Bäume bedeuten den Menschen oft sehr viel. Bevor solche Bäume aus Angst vor Haftung vorzeitig umgeschnitten werden – wird deren vielfältige Bedeutung bedacht?

Baumkataster im Umfeld ist lückenhaft!

Unklar an diesem Standort ist auch, nach welchen Kriterien Bäume in den Baumkataster aufgenommen werden. So sind etwa die Baumbestände entlang der angrenzenden Alois-Kraus-Promenade bis auf wenige Ausnahmen im öffentlichen Baumkataster nicht zu finden (Eiche 1017A, Bergahorn 2017). Darunter befanden sich inzwischen gefällte Bäume wie 1015A, 1022, 2020, 2008, Esche 7018C, 7018B. Auffällig ist bei einigen registrierten Bäumen, dass das Pflanzjahr mit „nicht definiert“ angegeben wird.

Ziel einer umfassenden Stadtplanung sollte es sein, derart wertvolle Baumbestände hinsichtlich ihrer Bedeutung für Klima (Kühlungseffekt etc.), Bodenverbesserung, Reduktion von Emissionen des täglichen KFZ-Verkehrs, etc. vollständig zu erfassen, auf ihr erreichbares Lebensalter hin zu fördern (nachhaltige Pflege der Verjüngung!) und Altbäume so lange wie möglich zu erhalten.

Weitere Infos:

BI Küniglberg Wald:

https://www.facebook.com/BI-K%C3%BCniglberg-Wald-191080657919640/

Bezirk Hietzing fordert einstimmig Nachpflanzungen:

https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/44-baeume-am-kueniglberg-gefaellt_a4494254

Antrag auf Nachpflanzung einstimmig angenommen:

https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/antrag-auf-nachpflanzung-einstimmig-angenommen_a4522628

Ärger über Rodungen am Küniglberg (29.12.2015):

https://wien.orf.at/v2/news/stories/2749842/