Der Klimawandel ist ein Faktum. Es ist daher unverzichtbar, unsere Stadtbäume fachgerecht zu pflegen, nachhaltige Straßenbäume zu züchten und zu pflanzen. Ohne Erweiterung des gängigen Straßenbaum-Sortiments mit „stadtklimafitten“ Arten wird nach Meinung zahlreicher Expertinnen und Experten ein gesicherter Baumbestand in Städten unserer Breiten nicht mehr möglich sein. Der Zugriff auf eine größere Anzahl von Baumarten ist zudem ein wichtiger Beitrag zur Risikostreuung bei nicht vermeidbaren Schadens-Ereignissen (Hitze, Frost, Insekten, Pilze etc.)

Zum Unterschied von Parkbäumen, die nahezu auf Optimalstandorten gedeihen, leiden Alleebäume unter zahlreichen Stressfaktoren. Die Wiener Stadtgärten arbeiten daher seit Jahren an strategischen Maßnahmen, um Wachstumsbedingungen am Extremstandort Straße langfristig zu verbessern und die Lebenserwartung von Alleebäumen zu verlängern. Gemeinsam mit (inter-)nationalen Fachleuten wurde ein Alleebaum-Sortiment definiert, das mit extremen Wachstumsbedingungen künftig besser zurechtkommen soll:


DIE STRASSENBAUMLISTE DER MA 42

  • ACER campestre ‘Elsrijk‘ (für enge Räume bestens geeignet)
  • ACER platanoides ‘Cleveland‘ – Kegelförmiger Spitzahorn (Straßen‐, Allee‐ und Standorte, langsam wachsend)
  • ACER platanoides ‘Columnare‘ – Säulenförmiger Spitzahorn (für räumlich begrenzte Standorte, langsam wachsend)
  • ACER platanoides ‘Eurostar‘ – Europa‐Spitzahorn (für schmale Straßen und Alleen, frische grüne Belaubung durch den regelmäßigen und schmalen Kronenaufbau, kein Ausbrechen von starken Ästen, sehr frosthart, kaum Schädlinge, momentan bester schmaler Ahorn)
  • CARPINUS betulus ‘Columnaris‘ (Formgehölz ohne Schnittmaßnahmen, ein streng geometrisches Gehölz für formale Gartengestaltung, mobiles Grün)
  • CARPINUS betulus ‘Fastigiata‘ – Säulenhainbuche (wertvoller Straßen‐ und Alleebaum, für enge Bereiche durch die Schnittverträglichkeit für architektonische Gestaltung geeignet)
  • CARPINUS betulus ‚Frans Fontaine‘ (für enge Standorte sehr gut geeignet, bleibt auch im Alter schmal)
  • CELTIS australis – Zürgelbaum (Straßen‐ und Alleebaum, glatter, grauer Stamm)
  • CORYLUS colurna – Baumhasel (idealer Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, im Februar/März erscheinen bis 10 cm lange ‚Kätzchen‘, Bienenfutter, ziemlich frei von Krankheiten)
  • FRAXINUS excelsior ‚Altena‘ (Straßen‐ und Alleebaum, Park eine nicht fruchtende männliche Form, Stamm bis in die Krone reichend)
  • FRAXXINUS excelsior ‚Atlas‘ (Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, Blätter tiefgrün)
  • FRAXINUS excelsior ‚Diversifolia‘ – Einblättrige Esche (Straßenbaum für enge Räume, gerade durchgehender Leittrieb bis in die Krone)
  • FRAXINUS excelsior ‚Westhof’s Glorie‘ – Nichtfruchtende Straßenesche (Straßen‐ Allee‐ und Parkbaum leidet durch spätes Austreiben nicht unter Spätfrösten, Sorte versagt auf verdichteten, zu trockenen Böden)
  • FRAXINUS ornus – Blumenesche (Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, in jungen Jahren frostempfindlich, die weißen Blüten sind wohlriechend)
  • FRAXINUS ornus ‚Obelisk‘ – Säulenblumenesche (wie Fraxinus ornus)
  • GINKGO biloba ‚Autumn Gold‘ (Solitärgehölz, Parkbaum im innerstädtischen Bereich, Blätter im Herbst leuchtend goldgelb, vollkommen schädlings‐ und krankheitsfrei)
  • GINKGO biloba ‚Lakeview‘ (Solitärgehölz, Straßenbaum für enge Räume, männliche Form in der Jugend schwachwüchsig)
  • GINKGO bilboa ‚Princeton Sentry‘ (Straßenbaum für enge Räume, männliche Form ist beste schlanke der GINKGO‐Selektion)
  • GINKGO biloba ‚Tremonia‘ (beengte Straßenräume, Formelement, sehr schmal)
  • GLEDITSIA triacanthos ‚Skyline‘ – Säulenlederhülsenbaum (Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, Stadtplätze, dornenlos, wunderschöne, stark leuchtende Herbstfärbung, sehr schnittintensiv)
  • PLATANUS acerifolia ‚Tremonia‘ (für enge, schmale Straßen)
  • PLATANUS orientalis ‚Minaret‘ – Orient. Säulenplatane (Alleebaum für schmale Straßen, kleine, tief geteilte Blätter)
  • PYRUS calleryana ‚Chanticleer‘ (für enge Straßen sehr gut geeignet, auffallend rote Herbstfärbung)
  • PYRUS calleryana ‚Aristocrat‘ (für Stadtklima geeignet, auffallend rote Herbstfärbung)
  • QUERCUS robur ‚Fastigiata Koster‘ (QUERCUS sollten spät – Dezember – gepflanzt werden)
  • TILIA cordata ‚Greenspire‘ – Stadtlinde (Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, als junger Baum sehr langsam wachsend, frosthart)
  • TILIA cordata ‚Rancho‘ – Kleinkronige Winterlinde (Straßen‐, Allee‐ und Parkbaum, dicht verzweigte Krone und betont aufrechte Äste)
  • TILIA europaea ‚Pallida‘ – Kaiserlinde (guter Straßenbaum, Park)
  • TILIA tomentosa ‚Brabant‘ – Silberlinde (Park, Stadtplätze)

Quelle: Auswirkung-des-Klimas-auf-Strassenbaeume-in-Wien 10-11-und-23.pdf (s.S. 150 und 151)


Links:

Ein besseres Leben für Stadtbäume
https://futurezone.at/science/ein-besseres-leben-fuer-stadtbaeume/401163708

Österreichische Gesellschaft für Landschaftsarchitektur. Seminarreihe Baum – Downloads (2015)
http://oegla.at/aktuell/125-seminarrreihe-baum-download-unterlagen

Die Zukunft gehört den Exoten
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien/982191-Die-Zukunft-gehoert-den-Exoten.html

Stadtbäume der Zukunft

Stellungnahme des Wiener Stadtgartenamtes (MA42)

Zum Unterschied von Parkbäumen, die nahezu auf Optimalstandorten gedeihen, leiden Alleebäume am ‚Extremstandort Straße‘ unter einer Vielzahl von Stressfaktoren. Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten arbeiten deshalb schon seit längerem an strategischen Maßnahmen, um Wachstumsbedingungen am ‚Extremstandort Straße‘ langfristig zu verbessern und so dortige Lebenserwartung von Alleebäumen deutlich zu verlängern.

Vor allem punkto Baumsortiment hat sich in den letzten Jahren grundsätzliches geändert: Alleebäume, welche in den 1980er gepflanzt wurden – vor allem Spitzahorn, Linden – reagieren sehr empfindlich auf extreme Wachstumsbedingungen im Straßenbegleitgrün. Bei regelmäßigen Baumkontrollen durch Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten gemäß ÖNorm L 1122 zeigen sich bei diesen Baumarten zunehmend Rückzugserscheinungen, was deren Entnahmen aus Sicherheitsgründen in vielen Fällen erzwingt.

Gemäß Wiener Baumschutzgesetz § 4 (1) 1. müssen Baumentnahmen 1:1 nachgepflanzt werden. Diese gesetzlichen Baumnachpflanzungen erfolgen seit mehr als zehn Jahren nicht mehr mit „Alleebauarten des 20.Jahrhunderts“:   Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten haben gemeinsam mit (inter-)nationalen Fachleuten ein Alleebaumsortiment definiert, welches mit extremen Wachstumsbedingungen im Straßenbegleitgrün besser zurechtkommt!  Nach-/Neupflanzungen von vitalen Jungbäumen im Straßenbegleitgrün erfolgen daher ausschließlich nur mehr mit diesen stadtverträglichen Arten/Sorten, zB Celtis australis, Tilia cordata Greenspire, oder Fraxinus angustifolia Raywood, u.U. auch Tamarisken.

Begleitend dazu wird bei Alleebaum-Neupflanzungen alter verschmutzter Oberboden getauscht. Für den Neueinbau werden nun standardisierte Regelprofile angewendet, die gemeinsam mit der Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn entwickelt wurden. Der schichtweise Einbau und die ausgewogene Zusammensetzung aus Mineralböden, Sanden und Splittmaterialien in verschiedenen Kornstufen, bringen eine nachhaltige Verbesserung des Wurzelraumes in Hinblick auf Durchlüftung, Wasserführung und Wurzeldruckentlastung. 

Wo möglich werden gleichzeitig Bewässerungssysteme installiert. Wenn dies nicht möglich ist, helfen Gießbags in der Anwuchsphase des Jungbaumes in dessen ersten drei Lebensjahren am neuen Standort. Parallel dazu entwickeln die Wiener Stadtgärten gemeinsam mit der Straßenbauabteilung (MA28) ein Pilotprojekt für ein durchwurzelbares Straßenunterbauprofil.

Auf Grund des Wiener Baumschutzgesetzes können Baumentnahmen nur unter bestimmten strengen Voraussetzungen erfolgen, sodass sich der breite Erfolg dieser Maßnahmen erst mittelfristig zeigt, bzw. zeigen wird.  Unser diesbezügliches vierstufiges Monitoring gemäß Roloff weist übrigens für die überwiegende Mehrheit unserer Alleebäume „Vitalität gut“ aus.

Stellungnahme des Wiener Stadtgartenamtes (MA42)