Wer wissen will, wie man in der Stadt erfolgreich eine neue Hitzeinsel produziert, sucht die Wohnhausanlage Ameisbachzeile 2 im 14. Wiener Gemeindebezirk auf. Auf einer ausgedörrten, extrem kurz geschnittenen Rasenfläche, stehen zwei noch lebende Mehlbeer-Bäume. Ein Restbaumstumpf wahrscheinlich derselben Baumart und ein 2018 gepflanztes, abgestorbenes Exemplar vermitteln ein trostloses Bild mit “Gstettncharakter”. Rechtzeitige und ausreichende Bewässerung sowie höherer Rasenschnitt hätten dies verhindern können. Es bleibt der Vorwurf von absichtlicher Vernachlässigung einer städtischen Grünfläche.
„Naturkühlung“ contra „Cooling-Politik“
Vorsicht ist geboten, wenn plötzlich neuenglische Begriffe für Alltägliches herhalten müssen. „Cooling-Straßen“ oder „Cooling-Zonen“ sollen einen besonderen Kühleffekt suggerieren. Die echten kühlen Zonen sind und bleiben aber geschlossene Baumalleen ohne Straßenverkehr, gut wasserversorgte Baumgruppen mit großkronigen Bäumen und ausladende Einzelbäume. Daher ist jede Zerstörung von „Naturkühlung“ der wahre Feind der der Lösung der Klimakrise. Und wieder wurde die Initiative Zukunft Stadtbaum genau auf so einen Missstand aufmerksam gemacht!
„Baumleichenzone“ oder klimawirksame Grüninsel?
Die Wohnanlage Ameisbachzeile 2 verdient keine „Baumleichenzone“: Eine abgestorbene Jungbaumpflanzung, eine nach Wasser lechzende, überlebenswillige Mehlbeere und ein vom Absterben bedrohter Baum in Schieflage. Auf einer relativ großen Fläche könnte hier eine Wiese mit höheren Gräsern zwecks Temperaturabsenkung und verringerter Bodenaustrocknung wachsen. So ist aber nur viel zu kurz „abrasiertes“ Gras in völlig, ausgedörrter und ausgebleichter Form vorhanden. Mangels entsprechender Pflege entsteht statt einer kühlenden Grüninsel zusehends eine Steppenlandschaft.
Mit der strikten Ablehnung der MA 42 auch größere Bäume zu bewässern, weil es dazu gar keine entsprechenden Ressourcen gibt, wird sich die Stadtpolitik umgehend beschäftigen müssen. Pressetermine zur Eröffnung eines neuen „Personen-Abkühlungs-Bereiches“ mit viel Geld und hohem technischen Aufwand wahrzunehmen werden nicht ausreichen.
Klaus Wechselberger
MEDIENBERICHTE:
https://www.meinbezirk.at/penzing/c-lokales/baummord-in-der-ameisbachzeile_a4801490