In den Gemeindebau-Wohnanlagen „Am Wienerfeld“ entlang der Laxenburger Straße sind in den Sommern 2019 und 2020 insgesamt rund 50 Jungbäume vertrocknet. Besonders schlimm war die Situation im denkmalgeschützten George Washington–Hof (10. und angrenzender 12. Bezirk) im Bereich Wienerbergstraße/Triester Straße. Die als Gartenstadt in den späten 1920er-Jahren konzipierte Anlage zählt mit ihren prachtvollen Innenhöfen (Ulmenhof, Akazienhof, Birkenhof, Fliederhof und Ahornhof) zu den großen Wohnbau-Errungenschaften der damaligen Wiener Sozialdemokratie. Ein Großteil der Jungbäume musste in den vergangenen Monaten ersetzt werden.
AnrainerInnen berichteten zudem, dass durch den zunehmende Hitze- und Dürrestress “die permanenten Pflegemängel im Gemeindebau so richtig sichtbar wurden”. Bereits seit Jahren fordern sie erfolglos nachhaltige Pflege- und Kontrollmaßnahmen …
PRESSEMELDUNGEN:
George-Washington-Hof: Mehr Kontrolle für Jungbäume gefordert (31.05.2021):
https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-lokales/mehr-kontrolle-fuer-jungbaeume-gefordert_a4672214
REAKTION DES SPÖ-RATHAUSKLUBS vom 22.09.2020:
Die Initiative “Zukunft Stadtbaum” hat aufgrund des Ausmaßes dieser Pflegemängel den Wiener Gemeinderat informiert und am 22. September 2020 folgende umfassende Antwort vom SPÖ-Rathausklub erhalten:
“Vielen Dank für Ihre Achtsamkeit hinsichtlich des Grünraums in unserer Stadt und speziell hinsichtlich der Bäume in den städtischen und gemeinnützig-genossenschaftlichen Wohnhausanlagen. Unsere SPÖ-Mandatar*innen im Umweltbereich, aber auch Wiener Wohnen geben Ihnen durchaus recht, dass aufgrund des sehr schnell voranschreitenden und unmittelbar wahrnehmbaren Klimawandels in Summe wohl Wassermangel für das Absterben der von Ihnen aufgezeigten Bäume verantwortlich ist. Wiener Wohnen ist sich durchaus bewusst, dass deswegen auch ein weiterer Paradigmenwechsel in der Pflanzenbetreuung zu erfolgen hat, und dass die Betreuung der Grünanlagen an die sich ändernden klimatischen Anforderungen kontinuierlich angepasst werden muss.
Daher ist Wiener Wohnen auch sehr bestrebt, neue Grünraumpflegemethoden zu entwickeln und in Pilotversuchen zu testen. So findet derzeit ein sehr interessanter Pilotversuch in der Kongress-Siedlung im 13. Wiener Gemeindebezirk statt, wo über die Rasenschnitthöhe die Temperatur der Grasnarbe reguliert wird, um in Hitzephasen eine Verdorrung zu verhindern. Die wissenschaftlichen Messergebnisse geben im Moment guten Grund zur Annahme, dass hier gerade eine erfolgversprechende Methode entwickelt wird, um im Wiesenbereich den unmittelbaren Folgen des Klimawandels zu begegnen.
Aber selbstverständlich ist es Wiener Wohnen und den gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften ebenso ein Anliegen, die Betreuungsbedingungen für Bäume entsprechend der Anforderungen durch die Klimaerwärmung stetig nachzubessern.
Der Ist-Zustand gestaltet sich folgendermaßen, dass in beiden Fällen die gärtnerischen Pflege- bzw. Instandsetzungsarbeiten in Form eines Rahmenvertrages gemäß dem Bundesvergabegesetz über einen bestimmten Zeitraum an Unternehmen zur Grünraumpflege vergeben werden. Verfügen die genossenschaftlichen Wohnhausanlagen primär über einen fixen Bestand an Bäumen, den es zu pflegen gilt, werden seitens Wiener Wohnen in erster Linie Neupflanzungen als Ersatzpflanzungen, nach einer durchgeführten Rodung – gemäß Rodungsbescheid des zuständigen Magistratischen Bezirksamtes – veranlasst. In Fällen, in denen die Neupflanzungen/Jungbäume absterben, wird ein Jungbaumtausch veranlasst. Der Baumbestand von Wiener Wohnen wird kontinuierlich durch externe Prüfer*innen geprüft, auch abweichend von der vorgegebenen Zeitschiene, wenn beispielsweise durch Sie oder unsere Mandatar*innen in den Bezirken kranke oder abgestorbenen Bäume gemeldet werden.
Nach der Pflanzung ist der Auftragnehmer verpflichtet, eine Anwuchspflege gemäß ÖNORM L 1120 über eine Vegetationsperiode durchzuführen. Die Anwuchspflege umfasst unter anderem – neben Kontrollen – auch eine Wasserversorgung. Weiters haben in der Regel Hausbesorger*innen bzw. mit den Hausbesorgertätigkeiten beauftragte Unternehmen oder Personen Spritzverträge, sodass die Jungbäume bei normalem Witterungsverlauf nicht austrocknen oder sogar absterben bzw. von einer normalen „Ausfallsrate“ ausgegangen werden kann. Im angenommenen Fall, dass eine Pflanze im Zeitraum der Anwuchspflege eingeht, muss ein Jungbaumtausch auf Kosten des Vertragspartners durchgeführt werden. Nach Ablauf der ersten Vegetationsperiode wird ein ggfls. erforderlicher Jungbaumtausch auf Kosten der Wohnhausanlage beauftragt.
Im Jahr 2018 wurden 1.265 Ersatzpflanzungen und im ersten Halbjahr 2019 587 Ersatzpflanzungen veranlasst. Von den 1.265 erfolgten Ersatzpflanzungen im Jahr 2018 mussten ca. 300 Bäume ersetzt werden – dies entspricht ca. 24%. 2019 war die Ausfallsquote etwa so wie im Vorjahr, doch heuer wirken sich die Trockenschäden von 2019, der Feuchtigkeitsmangel im Winter 2019/2020 und die zum Teil unregelmäßige Niederschlagsverteilung negativ aus, so dass heuer mit einer signifikant höheren Ausfallsquote zu rechnen ist. Aufgrund des Klimawandels steigen in den letzten 10 Jahren die Ausfälle permanent, und das vor allem im zweiten Standjahr der Pflanzen. Aufgrund der klimatischen Veränderungen ist bereits vorgesehen, bei neuen Pflegeverträgen ergänzende Maßnahmen in die neuen Verträge aufzunehmen, um in Zukunft die Erhaltung von Jungbäumen zu verbessern.
Aktuelle Maßnahmen zur Lösung dieses Problems:
- Die Verlängerung der Anwuchspflege (Gewährleistung) auf zwei Vegetationsperioden,
- eine Position Entwicklungspflege inkl. Bewässerung im Leistungsvertrag,
die Lieferung und Montage von Gießsäcken, die eine kostengünstigere Bewässerung ermöglichen, - die Bereitstellung des Wassers durch den Auftragnehmer (Entschärfung der Wintersperre).
- Es gibt darüber hinaus das Projekt „Baumpatenschaft“ in Kooperation mit den Wohnpartnern, das im Anlaufen ist.
Bereits vor längerer Zeit begonnene Maßnahmen:
- Bei den Ersatzbäumen werden verstärkt Arten und Sorten ausprobiert, welche voraussichtlich mit kommenden Witterungsverhältnissen und dem zukünftigen städtischen Klima besser zurechtkommen als der bestehende Baumbestand. Durch die notwendigen jahrelangen Vorlaufzeiten der Baumschulen gibt es diesbezüglich allerdings eine stark eingeschränkte Verfügbarkeit geeigneter Jungbäume am Markt (Ende der 1980er Jahre bildeten 5 Arten ca. 50 % des Baumbestandes, jetzt sind es bereits 14 verschiedene Arten/Sorten).
- Gießsäcke werden derzeit als Versuch gestartet – sind aber noch nicht ganz ausgereift, da nach einiger Zeit ein Biofilm die Bodenauslässe verstopft. In Summe aber ist das ein probates Mittel für die Baumbewässerung.
- Weißanstrich ist sicher für Hitzewellen, wie wir sie in den vergangenen Jahren hatten, ein gewisser Schutz für die Jungbäume. Diese Empfehlung ist an die Vertragspartner bereits ergangen.
- Ebenso das Ersuchen an die Unternehmen zur Rasenpflege, im Nahbereich der Jungbäume das Mähen mit Fadenkopfmähern zu unterlassen. Dies sollte Stammverletzungen eigentlich verhindern.
Unsere SPÖ-Gemeinderät*innen sowie Bezirksvorsteher*innen und Bezirksrät*innen in den Bezirken achten sehr auf den Zustand des Baumbestands und der Wiesenflächen in unserer Stadt. Sie setzen immer wieder auch Initiativen für Baumpflanzungen und Begrünungsmaßnahmen im öffentlichen Raum. Wir können Ihnen versichern, dass gerade dieses Thema in den Bezirksumweltausschüssen und Bezirksvertretungssitzungen von den SPÖ-Mandatar*innen oftmals über die Anträge transportiert wird, um nachhaltige Verbesserungen zu erwirken.
Wir danken Ihnen sehr, dass auch Sie und die Initiative “Zukunft Stadtbaum” aktiv daran teilhaben, und dass Sie zum Wohle der “Lunge” unserer Stadt und damit zum Wohle der Menschen in unserer Stadt auf diesen speziellen Aspekt achten, und damit helfen, die hohe Lebensqualität in Wien zu erhalten.”
Mit freundlichen Grüßen
SPÖ Landtags- und Gemeinderatsklub
Tel.: 01/4000 – 81938
http://www.rathausklub.spoe.at