Im Wiener Augarten wurden im März 2023 insgesamt 111 kranke Bäume – zumeist Rosskastanien – umgeschnitten. Grund dafür ist ein neuer Schädling namens Bakterium Pseudomonas syringae, der vor allem diese Baumart bedroht. Bei den zuständigen Bundesgärten betont man die Notwendigkeit der Schlägerungen. Junge Bäume sind ebenso betroffen, wie alte. Mehrere Gründe werden genannt: Eine hohe Bodenverdichtung, die Wachstum und Nahrungsaufnahme der Wurzeln erschwert, eine Grundwasserspiegel-Absenkung durch den aktuellen U-Bahn-Bau sowie zunehmende Trockenheit. In Wien herrscht bekanntlich seit Jahren ein massives Niederschlagsdefizit. “Eigentlich sollte man keine Kastanien mehr nachsetzen. Im Augarten zählt sie aber zum historischen Bild der Parkanlage“, heißt es recht perspektivlos.
Kastanien durch Kastanien ersetzen – das ist Zeit- und Geldverschwendung!
Die Rosskastanie ist eine sog. Schluchtbaumart, die es gerne feucht, kühl und schattig mag. In Wien ist es genau nicht so: Zumeist trocken, warm und sonnig. Zudem werden dieses Bäume seit den 1990er-Jahren europaweit von der sog. Miniermotte befallen. Die Kastanie hat in den immer wärmeren Städten keine Zukunft – das ist seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch werden nach wie vor Kastanien durch Kastanien ersetzt, um das historische Erscheinungsbild in Garten- und Parkanlagen zu erhalten. Womit sich die Frage stellt, warum krampfhaft an dieser untauglich gewordenen Stadtbaumart festgehalten wird, die oft nach wenigen Jahren wieder gefällt und neu gepflanzt werden muss…
Von urbanen Monokulturen – dazu zählen auch Baum-Alleen mit nur einer Baumart – werden wir uns auch in Wien generell verabschieden müssen. Was künftig zählt, ist Risikostreuung. Je größer die Vielfalt der Baumarten, desto geringer ist die Gefahr eines großflächigen (Total)ausfalls durch einen (neuen) Schädling. Diese Tatsache scheint in den Bundesgärten noch nicht angekommen zu sein…
Seit vielen Jahren sterben im Augarten (Jung)bäume mangels Bewässerung und Pflege…
Dass es mit der Pflege im Augarten seit vielen Jahren schlecht bestellt ist, ist auch kein Novum. Seit Jahren beschweren sich Anrainer:innen und Besucher:innen über den schlechten Zustand vieler (Allee)Bäume. Die Initiative “Zukunft Stadtbaum” dokumentiert diese Versäumnisse seit dem Jahr 2020 – sh. auch: http://www.zukunft-stadtbaum.at/naturdenkmal-augartenspitz
JETZT braucht es ein mutiges Umdenken der zuständigen Bundes-Bürokraten für den Erhalt des Baumbestandes für künftige Generationen – auch in historischen Gartenanlagen wie in der grünen Lunge Augarten!
MEDIENBERICHTE:
Neuer Schädling auf 111 Bäumen (16.03.2023):
https://wien.orf.at/stories/3198956/
Wassermangel & Befall – 111 Bäume müssen im Wiener Augarten gefällt werden (16.03.2023):
Im Augarten wurden 111 kranke Bäume gefällt (16.03.2023):
https://kurier.at/chronik/wien/im-augarten-wurden-111-kranke-baeume-gefaellt/402367458
Fällung von 111 Bäumen im Augarten nach Bakterienbefall (17.03.2023):
https://www.heute.at/s/111-baeume-im-augarten-gefaellt-nach-bakterienbefall-100260687
Klimawandel: Natur in Wien „unter Druck“ (19.03.2023):
https://wien.orf.at/stories/3199349/
Baumkontrollor: “Man kommt sich wie Freiwild vor” (20.03.2023):